Wortbeitrag bei der Kundgebung ‚5 vor 12. Haltung zeigen.‘

Für den 27. Januar 2024 riefen die Parteien und Wählergemeinschaften des Gemeinderates gemeinsam zu einer Kundgebung auf. Um ‚5 vor 12‘ kamen rund 600 Menschen auf dem Kreuzherrenplatz zusammen, um gegen Extremismus und Fremdenfeindlichkeit Haltung zu zeigen. Jede Ratsfraktion bekam drei Minuten Zeit, um ihre Position vor der versammelten Menge darzustellen. Zunächst sprachen Bürgermeister Frank Gellen und die Initiatorin der Veranstaltung Claudia Henkel. Die Reihenfolge der Ratsfraktionen wurde ausgelost, es sprachen Ulrich Deppen (Grüne), Christian Wolters (UBW), Günter Wynen (CDU), René H.R. Bongartz (Wir), Udo Rosowski (SPD) und Dietmar Brockes (FDP).

Nachfolgend ´der Wortbeitrag von René Bongartz, Vorsitzender der Fraktion Wir für Brüggen im Brüggener Gemeinderat:

Es gibt ein Phänomen in Deutschland, das heißt „über Geld spricht man nicht“. Man spricht nicht über Geld, das man hat, und man spricht erst recht nicht über das Geld, das man nicht hat.


Und wer kein Geld hat, der macht sich Sorgen. Alles wird teurer: Benzin, Heizen, Krankenkasse, Grundsteuern, Müllgebühren, von der Inflation ganz schweigen. So mancher hat existenzielle Angst. Und da spreche ich nicht von anonymen Menschen, da spreche ich von unseren Nachbarn, die sich Sorgen machen, ob sie ihrem Kind noch einen sicheren Start ins Leben ermöglichen können, die sich Sorgen machen ob ihr Geld im Alter reicht. Das sind diejenigen, die sich früher einmal im Jahr einen Urlaub leisten konnten und das heute nicht mehr können, da spreche ich von denen, die früher einmal im Monat lecker essen gegangen sind und sich das heute jeden zweiten Monat verkneifen müssen. Da spreche ich von Landwirten, von Spediteuren und LKW-Fahrern, von höherer Maut und von Gastwirten, die ihre Speisen nun 12 Prozent teurer verkaufen müssen.


Ich mag diese Vergleiche mit 1933 nicht besonders, weil sie immer auch ein Stück weit falsch sind. Auf eine Parallele will ich aber trotzdem hinweisen! Damals gewannen die Faschisten die Hoheit über das neue Medium Radio und damit die Informationshoheit. Das ist heute mit Social Media nicht anders. Die rechten Verführer haben die letzten Jahre genutzt, um ihre Methoden zu professionalisieren. Da werden die Software-Algorithmen und Filterblasen missbraucht, da wird mit Fakenews, kruden Behauptungen und gefälschten Bildern gearbeitet, da werden mit Künstlicher Intelligenz Filme und Aussagen von Politikern verbreitet, die es nie gegeben hat. Da bekommen die Menschen mit ihren Sorgen und Ängsten: Hass und Zorn und einfache Antworten.


Ich weiß nicht, ob der Zug nicht schon längst abgefahren ist, aber wenn es überhaupt noch möglich ist, diese Menschen zurück zu gewinnen, dann müssen wir dorthin gehen. Wir dürfen die Menschen da nicht alleine lassen. Schon gar nicht die, die Angst vor der Zukunft haben. Das Gegenteil von Alleingelassensein ist Gemeinsamkeit.


Ich kann nur alle aufrufen, die heute hier sind, geht nicht nach Hause und versucht alleine etwas zu unternehmen. Nur gemeinsam werden wir diesem übermächtigen Gegner Paroli bieten können.


Allen viel Mut, Zuversicht und danke schön!

René H.R. Bongartz, Brüggen, 27.01.2024

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