Die Wahrheit hinter dem Silberahorn

Dieser Beitrag stellt den Wissensstand vom September 2020 dar. Anfang Oktober 2021 wurde dieser Beitrag in Brüggener Facebook-Gruppen vermehrt geteilt. Wir machen darauf aufmerksam, dass es zum Beispiel zur Versorgung des Silberahorns mit Nährstoffen und Wasser neue Erkenntnisse gibt. Der Baum profitiert ganz erheblich von Grundwasser, welches auf Niveau des Burggrabens sicherstellt, dass der Baum ausreichend versorgt ist.

Auf dem Brüggener Kreuzherrenplatz steht seit etwa 40 Jahren ein Silberahorn. Veranlasst wurde die Pflanzung durch den damaligen Gemeindedirektor, von dem die Mär geht, er habe Bäume nach ’schön‘ und ’nicht schön‘ unterschieden und so entschieden, welche Baumarten für innerörtliche Lagen geeignet seien. Bei dem aus dem Osten der USA stammenden Silberahorn (Acer saccharinum) irrte der Experte ebenso wie bei den im Brachter Ortskern fehlgepflanzten Türkischen Haselbäumen.

Der Silberahorn ist nämlich ein Flachwurzler und benötigt für einen sicheren Stand mindestens die gesamte Fläche unterhalb seiner ausladenden Krone. Nicht richtig ist die kürzlich in der Lokalpresse verbreitete Information, der Silberahorn bilde nach einigen Jahren eine Pfahlwurzel aus und gewinne so Standfestigkeit. Richtig ist vielmehr, dass die Wurzeln des Baumes ausschließlich in die Breite gehen und der Baum ohne breite Wurzelfläche früher oder später umfällt.

Nun sind diejenigen, die das Märchen von der Pfahlwurzel verbreiteten, erstens ganz fürchterlich mit Wahlkampf beschäftigt und zweitens mindestens ebenso schlechte Baumexperten, wie der selige Gemeindedirektor. Ein Anruf bei der örtlichen Baumschule hätte ausgereicht, um sich eines Besseren belehren zu lassen, doch muss die Frage gestattet sein „wollte man das überhaupt?“. Wir erhielt bei der Baumschule bereitwillig Auskunft, so dass das Märchen von der Pfahlwurzel im besten Fall als selbstverschuldete Unwissenheit, im schlechteren als bewusste Wählerverdummung gesehen werden darf.

Stellt sich die Frage, ob und warum der Silberahorn auf dem Kreuzherrenplatz nun gefällt wird. Dafür sprachen sich 2016 die Mitglieder des Bauausschusses einstimmig aus. Unter den Befürwortern damals einer der beiden heutigen Kreistagskandidaten der Partei, die sich nun rührend um den armen Silberahorn sorgt. Der zweite Kreistagskandidat gleicher Farbe führte bei Fraktionssitzungen Protokoll. Zwar findet sich zur Neugestaltung des Kreuzherrenplatzes dort regelmäßig das Thema ‚Bäume‘ (Mehrzahl!), gemeint sind zum überwiegenden Teil jedoch die 13 neuen Bäume, die rings um den Platz als Ersatz für den einen Silberahorn gepflanzt werden. Erhalten bleiben neben der prachtvollen Blutbuche auch die drei Linden an der Parkplatzseite.

Entwurfsplan der beauftragten Planungsgruppe Scheller, Quelle: Ratsinformationssystem http://ris.brueggen.de/ – es werden noch vier Bäume mehr gepflanzt werden, als auf diesem Plan vom vergangenen Januar zu sehen sind.

Grundlegend für die heiße Wahlkampfluft waren übrigens die damaligen Gespräche zwischen Vertretern der Ratsfraktionen von Grünen und CDU. Weil die CDU bereits seit geraumer Zeit auf eine Neugestaltung des Kreuzherrenplatzes drängte, sollte ‚möglichst viel Grün‘ auf dem Platz ausgehandelt werden. Beschaut man sich die aktuelle Planung zur Platzgestaltung besticht diese durch viel innerörtliches Grün und lässt auf ein wesentlich angenehmeres Mikroklima hoffen, als dies ohne Umgestaltung des Kreuzherrenplatzes möglich wäre.

Deshalb die Frage, warum es überhaupt notwendig ist, den Kreuzherrenplatz zu überarbeiten. Unter anderem auf wiederholt vorgetragene Bitte des Brüggener Behindertenbeauftragten soll die Fläche zur Klosterstraße hin barrierefrei abgesenkt werden. Den Grundlagenentwurf dazu fertigte bereits 2013 Stadtjournal-Verleger Manuel Uebbing an. Im Gemeinderat befürworteten alle Parteien und Wählergemeinschaften den „Uebbing-Plan“. Schon bei dessen Erstellung war bekannt, dass das Kirchportal mehr als einen Meter höher liegt, als die Klosterstraße. Soll hier Barrierefreiheit hergestellt werden, würden die Wurzeln des Silberahorn 50 bis 80 Zentimeter hoch in der Luft schweben.

Das Portal der Nikolaus-Kirche liegt mehr als einen Meter höher als die Eingangstür zur Gaststätte Burghof.

Bleibt abschließend festzuhalten, dass man erstens immer vorsichtig sein sollte, wenn Parteien im Wahlkampf nur ein einziges Thema haben, dieses aber mit Empörtheit und Unterschriftenlisten in die Öffentlichkeit tragen und zweitens, dass während Ihrer Lektüre dieses Textes im Naturschutzgebiet Brachter Wald durchschnittlich zwei Bäume ganz von alleine umgefallen sind.

4 Kommentare

  • Trotzdem erschliesst sich mir nicht der Wunsch nach einer Behindertengerechten Absenkung, da 5 m neben dem Baum eine mehrere Meter breite Auffahrmöglichkeit für Rollstühle vorhanden ist.

    • Genau so sehe ich das auch.Warum muss ausgerechnet dort,wo der Baum steht,die Auffahrmöglichkeit gemacht werden

  • Mein Name ist Müller, wohnhaft in Lobberich. Ich melde mich wegen des Artikels in der RP vom 23.11.2021.
    Es geht um das Sprühen „Der Silberahorn ist gold wert“. Die RP greift das Thema als „Sachbeschädigung“ umgehend auf und berichtet darüber.

    Ebenso berichtete die RP umgehend am 16.09.2021 darüber, dass ein illegaler Zebrastreifen vor der Schule in Elmpt aufgebracht worden war, und dass das eine illegale Markierung sei.

    In 2020 haben die Landwirte im Kreis Nettetal diverse Wirtschaftswege „illegal markiert“, die sie per Schablone, in unterschiedlichen Farben, besprüht haben. Bei den gut sichtbaren Markierungen geht es um das Thema „Rücksichtnahme“.
    Wir haben beim Ordnungsamt mit einem Sachbearbeiter persönlich darüber gesprochen. Der Sachbearbeiter wusste von diesen illegalen Markierungen nichts, sie waren vorher nicht autorisiert worden. Also handelt es sich in diesem Fall ebenso um vielfache Sachbeschädigung, wie die RP es im Fall in Brüggen nennt, oder um „illegale Markierungen“, wie die RP es in Niederkrüchten bezeichnet. Der Sachbearbeiter des Ordnungsamtes hat uns, trotz Nachfrage, die zugesagten Informationen bis heute nicht mitgeteilt.
    Ich habe mit der RP darüber mehrere Male kommuniziert. Mir wurde zugesagt, es käme ein Artikel darüber. Bis heute ist über diese illegalen Markierungen nichts in der RP gedruckt worden.

    Ich finde die Berichterstattung der RP ungeheuerlich, da sie sehr selektiv stattfindet. Sie hat mit Objektivität in den genannten Beispielen nichts zu tun. Die Intention dahinter ist eindeutig.

    Wenn wir darauf aufmerksam machen wollen, wie und wo muss man sehen, schlage ich vor, wir bündeln unsere Kräfte. Bei Interesse freue ich mich über eine Kontaktaufnahme.

    Freundliche Grüße
    Müller
    Nettetal

  • Hier ist noch eimal Müller. In Ergänzung zu der Nachricht von eben:
    Bitte meine Nachricht vertraulich behandeln und nicht bei Kommentaren einstellen.
    Danke im Voraus dafür.

    FG
    Müller
    Nettetal

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